Authentisieren anderer Schl�ssel

Wie in Kapitel 2 bereits bereits ausf�hrlich besprochen, wird der �ffentliche Schl�ssel eines Korrespondenzpartners dadurch authentisiert, da� Sie pers�nlich den Fingerabdruck seines Schl�ssels pr�fen und dann seinen �ffentlichen Schl�ssel mit Ihrem geheimen Schl�ssel unterschreiben. Durch das pers�nliche Pr�fen des Fingerabdrucks k�nnen Sie sicher sein, da� der Schl�ssel wirklich ihm geh�rt. Da Sie den Schl�ssel unterschrieben haben, k�nnen Sie sicher sein, jede Verf�lschung an ihm in der Zukunft zu entdecken. Leider ist dieses Verfahren umst�ndlich, wenn Sie entweder eine gro�e Zahl von Schl�sseln authentisieren m�ssen oder wenn Sie mit Leuten kommunizieren, welche Sie nicht pers�nlich kennen.

GnuPG geht dieses Problem mit einem Mechanismus an, der allgemein als Web of Trust bezeichnet wird. Im Web of Trust wird die Verantwortlichkeit f�r das Authentisieren �ffentlicher Schl�ssel an Personen �bertragen, denen Sie zutrauen, bei der Authentisierung von Schl�sseln die n�tige Sorgfalt walten zu lassen. Nehmen Sie zum Beispiel folgendes an:

Wenn Alice Blake hinsichtlich der ordnungsgem��en Authentisierung von Schl�sseln vertraut, dann kann sie davon ausgehen, da� Chloes und Dharmas Schl�ssel g�ltig sind, ohne da� sie diese pers�nlich pr�fen mu�. Sie benutzt einfach ihre authentisierte Kopie von Blakes �ffentlichem Schl�ssel, um zu pr�fen, da� Blakes Unterschriften auf den �ffentlichen Schl�sseln von Chloe und Dharma echt sind. Im allgemeinen wird, wenn Alice bei allen Partnern v�llig darauf vertraut, da� diese die von ihnen unterschriebenen Schl�ssel richtig authentisieren, auch jeder mit einem g�ltigen Schl�ssel unterschriebene Schl�ssel als g�ltig betrachtet. Der Ausgangspunkt ist Alices Schl�ssel, dessen G�ltigkeit vorausgesetzt wird.

Vertrauen in den Eigent�mer eines Schl�ssels

Vertrauen ist in der Praxis nat�rlich immer subjektiv. So ist beispielsweise Blakes Schl�ssel f�r Alice g�ltig, da sie ihn selbst unterschrieben hat, aber vielleicht traut sie Blake kein richtiges Authentisieren der von ihm unterschriebenen Schl�ssel zu. In diesem Fall k�nnte sie die G�ltigkeit von Chloes und Dharmas Schl�ssel bezweifeln, da sich diese nur auf Blakes Unterschrift st�tzt. Das Web of Trust tr�gt diesem Umstand Rechnung, indem es jedem �ffentlichen Schl�ssel in Ihrem Schl�sselbund eine Angabe dar�ber zuordnet, inwieweit Sie dem Eigent�mer des Schl�ssels dahingehend vertrauen, da� er Schl�ssel erst nach gr�ndlicher Pr�fung authentisiert. Es gibt vier Vertrauensstufen:

Unbekannt

Es ist nichts �ber die F�higkeit des Eigent�mers bekannt, Schl�ssel vor dem Signieren zu authentisieren. Alle Schl�ssel in Ihrem �ffentlichen Schl�sselbund, die Ihnen nicht geh�ren, fallen zun�chst unter diese Vertrauensstufe.

Kein Vertrauen

Der Eigent�mer ist daf�r bekannt, andere Schl�ssel nicht korrekt zu unterschreiben.

Teilweises Vertrauen

Der Eigent�mer versteht die Implikationen des Unterschreibens von Schl�sseln und authentisiert Schl�ssel richtig, bevor er sie unterschreibt.

Volles Vertrauen

Der Eigent�mer hat ein ausgezeichnetes Verst�ndnis hinsichtlich des Unterschreibens von Schl�sseln, und seine Unterschrift auf einem Schl�ssel w�re so gut wie Ihre eigene.

Das Vertrauensma� eines Schl�ssels ist etwas, das Sie alleine dem Schl�ssel zuordnen, und es wird als private Information betrachtet. Es wird nicht mit dem Schl�ssel verpackt, wenn dieser exportiert wird; es wird sogar getrennt von Ihren Schl�sselbunden in einer gesonderten Trustdatenbank (trustdb.gpg) gespeichert.

Der GnuPG-Schl�sseleditor kann benutzt werden, um das Ma� Ihres Vertrauens in den Eigent�mer eines Schl�ssels anzugeben. Der Befehl lautet trust (Andererseits fragt GnuPG auch nach, wenn es die Information braucht und noch kein Vertrauensma� angegeben wurde). In diesem Beispiel gibt Alice das Ma� ihres Vertrauens zu Blake an und aktualisiert dann entsprechend die Trustdatenbank, um neu zu ermitteln, welche Schl�ssel auf der Basis ihrer neuen Einstufung von Blake g�ltig sind.

alice$  gpg --edit-key blake

pub  1024D/B2690E6F  created: 2000-06-06 expires: never      trust: -/f
sub  1024g/F251B862  created: 2000-06-06 expires: never     
(1)  Blake (Staatsanwalt) <[email protected]>

Befehl> trust
pub  1024D/B2690E6F  created: 2000-06-06 expires: never      trust: -/f
sub  1024g/F251B862  created: 2000-06-06 expires: never     
(1)  Blake (Staatsanwalt) <[email protected]>

Bitte entscheiden Sie, inwieweit Sie diesem User zutrauen,
den Schl�ssel eines anderen Users korrekt zu pr�fen (Vergleich mit
Lichtbildausweisen, Vergleich der Fingerabdr�cke aus unterschiedlichen
Quellen ...)?

 1 = Wei� nicht so recht
 2 = Kein Vertrauen
 3 = Ich vertraue ihm normalerweise
 4 = Ich vertraue ihm vollst�ndig
 s = Bitte weitere Informationen anzeigen
 m = Zur�ck zum Men�

Ihre Auswahl? 3

pub  1024D/B2690E6F  created: 2000-06-06 expires: never      trust: m/f
sub  1024g/F251B862  created: 2000-06-06 expires: never     
(1)  Blake (Staatsanwalt) <[email protected]>

Befehl> quit
Das Vertrauen [1] in den Schl�ssel-Eigent�mer und in die G�ltigkeit des Schl�ssels wird rechts neben dem Schl�ssel angezeigt. An erster Stelle wird das Vertrauen in den Eigent�mer angezeigt, dann das Vertrauen in die G�ltigkeit des Schl�ssels. Die vier Vertrauensstufen werden folgenderma�en abgek�rzt:

In diesem Fall ist Blakes Schl�ssel voll g�ltig, da Alice ihn selbst unterschrieben hat. Anfangs fallen Blakes Schl�ssel f�r sie unter die Vertrauensstufe ``Unbekannt'', doch sie entscheidet sich daf�r, ihn unter ``Teilweises Vertrauen`` einzustufen.

Authentisieren von Schl�sseln im Web of Trust

Das Web of Trust ist ein flexibleres und komfortableres Verfahren zur Authentisierung eines Schl�ssels. Fr�her wurde ein Schl�ssel nur dann als g�ltig betrachtet, wenn er von Ihnen pers�nlich unterzeichnet war. Nach diesem Verfahren wird jetzt auch ein Schl�ssel K als g�ltig betrachtet, wenn er die folgenden zwei Bedingungen erf�llt:

  1. Schl�ssel K ist von gen�gend g�ltigen Schl�sseln unterschrieben, das hei�t, da� er entweder

    • von Ihnen pers�nlich oder

    • von einem Schl�ssel vollen Vertrauens oder

    • von drei Schl�sseln teilweisen Vertrauens unterschrieben wurde.

  2. Der Pfad unterschriebener Schl�ssel, der vom Schl�ssel K zur�ck zu Ihrem eigenen Schl�ssel f�hrt, besteht aus maximal f�nf Schritten.

Die Pfadl�nge, die Anzahl der erforderlichen Schl�ssel Ihres teilweisen Vertrauens und die erforderliche Anzahl der Schl�ssel Ihres vollen Vertrauens k�nnen Ihrer jeweiligen Vertrauensstufe angepa�t werden. Die oben angegebenen Zahlen sind die von GnuPG benutzten Standardwerte.

Abbildung 3-1 zeigt ein Web of Trust, das seinen Ausgangspunkt bei Alice hat. Das Diagramm zeigt anschaulich, wer wessen Schl�ssel unterschrieben hat und welche Schl�ssel Alice aufgrund ihres Vertrauens in die anderen Mitglieder des Web of Trust als g�ltig betrachtet. In diesem Beispiel wird angenommen, da� zwei Schl�ssel teilweisen Vertrauens oder ein Schl�ssel vollen Vertrauens ben�tigt werden, um einen anderen Schl�ssel zu authentisieren. Die maximale Pfadl�nge betr�gt drei Schritte.

Übersicht, wer wessen Schlüssel unterschrieben hat

VertrauenG�ltigkeit
teilweisev�lligteilweisev�llig
 Dharma Blake, Chloe, Dharma, Francis
Blake, Dharma FrancisBlake, Chloe, Dharma
Chloe, Dharma Chloe, FrancisBlake, Dharma
Blake, Chloe, Dharma ElenaBlake, Chloe, Dharma, Francis
 Blake, Chloe, Elena Blake, Chloe, Elena, Francis

Abbildung 3-1 Ein hypothetisches Vertrauensnetz

Beim Berechnen der g�ltigen Schl�ssel in dem Beispiel gilt folgendes: Blakes und Dharmas Schl�ssel werden immer als voll g�ltig betrachtet, da sie direkt von Alice unterschrieben worden sind. Die G�ltigkeit der anderen Schl�ssel h�ngt vom Vertrauen ab. Im ersten Fall genie�t Dharma volles Vertrauen, woraufhin die Schl�ssel von Chloe und Francis als g�ltig betrachtet werden. Im zweiten Beispiel genie�en Blake und Dharma nur teilweises Vertrauen. Da nun zwei Schl�ssel teilweisen Vertrauens n�tig sind, um einen Schl�ssel voll zu authentisieren, wird der Schl�ssel von Chloe als voll g�ltig, der von Francis aber nur als teilweise g�ltig betrachtet. Falls Chloe und Dharma nur teilweises Vertrauen genie�en, wird Chloes Schl�ssel nur teilweise g�ltig sein, w�hend Dharmas Schl�ssel voll g�ltig ist. Der Schl�ssel von Francis jedoch wird ebenfalls nur als teilweise g�ltig betrachtet, da nur ein voll g�ltiger Schl�ssel zur Authentisierung anderer Schl�ssel benutzt werden kann, und Dharmas Schl�ssel der einzige voll g�ltige Schl�ssel ist, der zum Unterschreiben des Schl�ssels von Francis benutzt worden ist. Wenn teilweises Vertrauen in Blakes Schl�ssel hinzukommt, kann Chloes Schl�ssel voll g�ltig werden und kann dann zur vollen Authentisierung des Schl�ssels von Francis und zur teilweisen Authentisierung des Schl�ssels von Elena benutzt werden. Wenn schlie�lich Blake, Chloe und Elena volles Vertrauen genie�en, reicht dies noch nicht aus, um den Schl�ssel von Geoff zu authentisieren, da die maximal zul�ssige L�nge des Zertifizierungspfades aus drei Schritten bestehen soll, die Pfadl�nge von Geoff zur�ck zu Alice jedoch vier Schritte betr�gt.

Das Web of Trust erm�glicht es Ihnen, GnuPG genau Ihren Vorstellungen von Sicherheit anzupassen. Sie k�nnten beispielsweise auf mehreren kurzen Pfaden von Ihrem Schl�ssel aus zu einem anderen Schl�ssel K bestehen, um diesem zu vertrauen. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch f�r l�ngere Pfade oder sogar nur einen Pfad von Ihrem Schl�ssel zu dem anderen Schl�ssel K. Wenn Sie mehrfache kurze Pfade voraussetzen, so ist das eine starke Garantie daf�r, da� Schl�ssel K demjenigen geh�rt, von dem Sie dies annehmen. Der Preis daf�r ist nat�rlich, da� die Authentisierung von Schl�sseln schwieriger ist, da Sie pers�nlich mehr Schl�ssel unterschreiben m�ssen, als wenn Sie weniger und daf�r l�ngere Pfade akzeptieren.

Fu�noten

[1]

GnuPG �berfrachtet das Wort ``Vertrauen'', indem sowohl ``Vertrauen in einen Eigent�mer'' als auch ``Vertrauen in einen Schl�ssel'' gemeint sein kann. Dies kann Verwirrung stiften. Manchmal wird das Vertrauen in einen Eigent�mer zur klareren Unterscheidung als Ownertrust bezeichnet. In diesem Handbuch ist jedoch der Begriff ``Vertrauen'' durchweg in der Bedeutung ``Vertrauen in den Eigent�mer eines Schl�ssels'' benutzt worden, und der Begriff ``G�ltigkeit'' bezieht sich darauf, da� ein Schl�ssel der mit der Schl�ssel-ID verkn�pften Person geh�rt.